- Musikgeschichtlich
kommt der diatonischen Harmonika die besondere Rolle zu, das ältere
System der Diatonik mit all seinen Klangvorteilen der rein gestimmten
Terzen zu bewahren. Umgekehrt gewinnt die Volksmusik, zu deren Verwirklichung
dieses Instrument in erster Linie dient, und der die strenge Gebundenheit
an das diatonische System eigen ist, durch diese freiwillige Beschränkung
auf wenige "Tonarten".
- Musikethnologisch
kennzeichnend ist die universelle Einsetzbarkeit und vergleichsweise
leichte Erlernbarkeit des Instruments in den unterschiedlichsten kulturellen
Landschaften, bedingt durch die innere Logik des Tonaufbaus.
- Kulturgeschichtlich
hat die Harmonika anfangs zu einer "Demokratisierung" der
Musikausübung geführt. Vergleichbar mit dem durchschlagenden
Erfolg der Elektrogitarre in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, übt
sie noch heute eine geradezu revolutionäre Wirkung und emotionale
Faszination aus.
- Soziologisch
ist sie - bedingt durch gesellschaftlich-politische Ereignisse und Umstände
- zu einem Identifikationsinstrument für viele Menschen in aller
Welt geworden.
- Musikpädagogisch
bemerkenswert ist das bis ins hohe Lebensalter andauernde Interesse
breitester Bevölkerungsschichten am Erlernen dieses universellen
Instruments.
- Historisch-geografisch
ist die Harmonika zwar in den kulturellen Zentren Wien und London erfunden
worden, fruchtbar für ihre Weiterentwicklung war jedoch das Wechselspiel
zwischen städtischem Erfindergeist einerseits und der wachsenden
Beliebtheit von Handbalginstrumenten in ländlichen Gebieten andererseits.
- Industriegeschichtlich
fällt die zeitliche Koinzidenz von industriellem Aufschwung und
zunehmender Mobilität der Arbeiterschaft einerseits sowie der raschen
Verbreitung des Instruments in der Welt andererseits auf.
- Kulturpolitisch
vermochte und vermag die Harmonika - allen sprachlichen und politischen
Barrieren zum Trotz - einen erheblichen Beitrag zur Annäherung
und tieferem gegenseitigen Verständnis der europäischen Regionen
zu leisten.
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